Canberra und Sydney

Nach meiner schönen Zeit in Adelaide ging es dann Richtung Sydney.

Von Adelaide aus habe ich den „The Overland“ genommen, ein Zug der einmal am Tag zwischen Adelaide und Melbourne verkehrt. Zug fahren ist in Australien kein alltägliches Verkehrsmittel für lange Distanzen, hier nimmt man lieber das Flugzeug. Die Schienen sind hier deshalb nicht so gut ausgebaut. Zwischen Adelaide und Melbourne gibt es nur eine eingleisige Strecke, die z.T. noch auf Holzbohlen liegt. Der Overland braucht so für die knapp 800km 11 Stunden, da er maximal 80km/h fahren kann. Außerdem muss der Zug manchmal stoppen, wenn Kühe auf dem Gleis stehen. Schön viel Zeit also, um zu lesen, Blog zu schreiben, Musik zu hören und den Ausblick aus dem Zug zu genießen. 

In Melbourne, meiner Lieblingsstadt in Australien, habe ich dann das Wochenende verbracht. Hier sind (mal wieder) ein paar Fotos vom Sonnenuntergang entstanden:

Danach ging es dann mit dem Greyhound Bus nach Canberra. In Canberra angekommen, habe ich mir ein Fahrrad gemietet und die Stadt damit erkundet. 

Die Entstehungsgeschichte Canberras ist ganz amüsant. Die Menschen aus Sydney und Melbourne konnten sich im Streit um den Ort der Hauptstadt nicht einigen, keiner gönnte diese Position der anderen Stadt zu. Als Kompromiss hat man sich dann „in der Mitte“ getroffen und die Hauptstadt einfach auf halber Strecke zwischen beiden Städten errichtet. Canberra, das war vor hundert Jahren nichts, außer einige Häuschen in einem Tal zwischen mehreren Bergen. In den 20ern wurde dann in diesem Tal das Parlamentsgebäude errichtet, und auf alten Fotos sieht man tatsächlich, dass nur dieses Parlamentsgebäude auf weiter Flur zu sehen war. Deshalb konnte man Canberra als Regierungsstadt auch vollkommen frei planen. Walter Burley Griffin gewann den von der Regierung ausgeschriebenen Planungswettbewerb und gestaltete eine Stadt am Reißbrett. So prägen heute lange Blickachsen, Prachtstraßen und monumentale Bauten die Stadt Canberra. In der Mitte der Stadt dominiert ein großer See, der tatsächlich eigens für die Stadt aufgestaut wurde, vorher war dort nur ein kleiner Fluss. 

Mit Rad vorm Parlament:

Ein beeindruckendes Erlebnis war der Besuch des War-Memorials. Neben großen Denkmälern für die einzelnen Kriege links und rechts der Prachtstraße und einer langen Wand mit einem Verzeichnis aller im Krieg gefallenen Soldaten enthielt das War-Memorial eine riesige historische Ausstellung über die vergangenen Kriege. Der Führer verwies stolz darauf, dass Australien hier die größte Sammlung militärischer Artefakte der Welt hätte. Die Ausstellung widmete sich hauptsächlich den beiden Weltkriegen. In Schaukästen wurden die Kriegsszenen aus dem ersten Weltkrieg verkleinert nachgebaut, es wurden Uniformen, Gewehre, Kanonen, Schiffsglocken uvm. ausgestellt. Es ging darum, die Geschichte und das Leben der Soldaten und Menschen in dieser Zeit darzustellen. Besonders beeindruckend war dies in der Anzac-Hall. Hier hingen viele originale Flugzeuge von der Decke, Doppeldecker, Jets oder viermotorige Bomber. Daneben standen Flakgeschütze und Militärfahrzeuge aus dem zweiten Weltkrieg. In einer Show wurde ein Bombenangriff auf Berlin erlebbar gemacht: große Leinwände mit Videoaufnahmen, donnernde Bässe und englische oder deutsche Funksprüche aus der Soundanlage und Lichteffekte in der abgedunkelten Hälle ließen dies bedrohlich realistisch erscheinen. Mit gemischten Gefühlen verließ ich diese Gedenkstätte. Zum Einen war Deutschland für diese zerstörerischen Kriege verantwortlich. Auf der anderen Seite ist der Umgang der Australier mit dieser Geschichte anders als unserer: Es ist befremdlich anzusehen, dass ein Land stolz auf sein Militär und seine Militärgeschichte ist, wenn man in Deutschland aufgewachsen ist. Man fragt sich, ob es mit dem Stolz hier nicht ein wenig zu weit getrieben wird, wenn an diesem Denkmal Schüler fröhlich Bilder mit einem Panzer, einer Tötungsmaschine, aufnehmen. Die Botschaft über die Grausamkeit des Krieges geht hier vielleicht etwas zu schnell verloren. Mir hätte es besser gefallen, wenn deutlicher wird: So etwas darf nie, nie wieder passieren!

 

Am nächsten Tag stand mein Besuch im Parlament auf dem Plan. Ich habe mich sehr gefreut, dass Hugh mir ein Treffen mit einer Abgeordneten organisieren konnte. So traf ich Nicolle Flint (Member of the House of Representatives) und ihren Assistenten Alex, die mich ein wenig im Parlament herumführten und mir einige Orte zeigen, die man als normaler Besucher so nicht zu sehen bekommt. Ich konnte auch einige spannende „Insider“-Informationen erhalten.

The Government Party Room

Im Anschluss daran ging ich zur Question-Time ins House of Representatives. Diese Fragestunde findet jeden Tag, an dem das Parlament tagt, statt. Abgeordnete aus der Oppostion und aus der Regierung stellen dem Prime Minister und seinen Ministern Fragen, auf die sie (zumindest auf die der Oppostion unvorbereitet) antworten müssen. Ich konnte die Debatte einigermaßen gut verstehen. Es ging um eine milliardenschwere Kürzung einer bestimmten Klasse von Schulen, die die Labour-Party (die soziale Partei) nicht hinnehmen wollte, und deshalb fragte, wie die regierende Liberal-Party (die konservative Partei) dies verantworten könne. Diese stritt die Existenz dieser Kürzung immer wieder ab und griff daraufhin die Opposition an. Diese gab sich mit der Antwort nicht zufrieden, und fragte dieselbe Frage fünf oder sechs mal. Die Stimmung wurde immer aufgeheizter, Buhen, Johlen, Klatschen, höhnisches Gelächter kam von beiden Seiten. Der Gipfel wurde erreicht, als der Oppositionsführer, der gerade eine Frage gestellt hatte, demonstrativ aufstand und während der Prime-Minister Malcom Turnball auf seine Frage antwortete, durch den Raum lief und sich mit anderen Abgeordneten unterhielt. Es geht vielleicht konstruktiver, aber unterhaltsam war diese Show alle mal. 

Der einzige Grünen-Abgeordnete des Raumes kritisierte den Prime-Minister über den Fortbetrieb einer Kohlemine. Es war erschreckend anzusehen, wie Turnball diesen und seinen Anti-Klimaschutz-Kurs mit dem Verweis auf Arbeitsplätze rechtfertigte. Außerdem führte er an, dass man Indien (an die die Kohle geliefert wird) doch nicht die Chance nehmen könne, sich mit Energie zu versorgen. Es ist traurig anzusehen, wie ignorant die australische Regierung in ihrem Neoliberalismus gegenüber diesem Phänomen zu sein scheint, obwohl immer mehr Leute Probleme haben, sich hier z.B. mit Wasser zu versorgen und die Sache mit dem Great Barrier Reef in einigen wenigen Jahren wohl Geschichte ist. Und dabei gibt es hier doch so viel Sonne und Platz!

Der Senats-Saal:

Das Parlament ist einen Berg gebaut, und hier stehe ich auf dem Parlament/Berg:

Canberra ist bekannt für seine vielen Museen. Ich fand diese Kunstwerke, die sich mit den Aborignals auseinandersetzen, gut:

Danach ging es für mich nach Sydney, der 4,5 Millionen Stadt in New South Wales. Hier habe ich einige Tage gearbeitet, teils mit sehr fragwürdigen Menschen, teils mit sehr guten Menschen. Im Endeffekt aber auch Erfahrungen, die man mit nach Hause nehmen kann. Und natürlich, Money um meine Reise zu einem schönen Ende zu bringen. 

Sydney, eine Millionenstadt, die noch mehr „busy“ als Melbourne ist, wie die Australier sagen. Besonders in Erinnerung bleiben mir die langen Busfahrten an die Northern Beaches, wo ich einige Zeit gewohnt habe, denn leider gab es keine Zugverbindungen auf diese Strecke. Hier gab es dafür dann aber „die besten Strände zum Surfen in ganz Australien“. Die Küste war tatsächlich schön so nah vor der Haustür, und einige Wohngebiete hatten dort, die Häuser zwischen Bäume auf Hügeln am Meer oder der Lagune, eine ganz besonders schöne Ausstrahlung, wenn die Sonne schien, was sie leider nicht so oft tat. 

Unvergesslich bleiben wohl die Fährenfahrten im Sydney Harbour der im Zuge von „Vivid Sydney“ künstlerisch beleuchtet wurde. Hier konnte man bei Nacht die bunt beleuchtete Skyline der Stadt, die Harbour Bridge oder das Opera House bewundern. 

Unvergesslich ist auch das Zusammentreffen mit Freunden aus der Heimat am anderen Ende der Welt in Sydney. 

Ein weiteres Highlight war eine Whale-Watching Tour. Wir hatten besonderes Glück und konnten relativ lange eine Gruppe von 5,6 Buckelwalen verfolgen. 

Und sonst? Orte wie die Kunstgallerie, die Nationalbibliothek und der Botanische Garten wurden natürlich wieder pflichtbewusst abgeklappert und auch eine Stadtführung wurde nicht ausgespart. Ich werde jetzt nicht auf die Geschichte Sydneys eingehen, da gibt es nämlich nicht viel zu berichten. Kein Scherz. Ist einfach noch eine sehr junge Stadt hier.

Ein paar Bilder, von zwei Kunstwerken die mir gefallen haben, gibt es jedoch noch:

Das erste zeigt viele Vogelkäfige, die in einer Seitengasse aufgehangen. Hier hört man aus Lautsprechern Vögel, die hier früher zu jeweiligen Tageszeit gesungen haben, und durch die Besiedelung verdrängt wurden.

Über das zweite weiß ich keinen Hintergrund, ich fand diese tanzenden Vögel einfach schön:

Zur Zeit bin ich in der Einsamkeit hinter Brisbane bei John zu Gast, wonach es nach Cairns zum Korallentauchen geht. Über dies werde ich dann in meinem nächsten, letzten Post über Australien berichten. 

Grüße aus Down Under nach Europa!

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